Dienstag, 13. April 2010

Wilburn & Billy oder wie die Whisk(e)y Welt "wirklich" aussieht

Wer kennt sie noch, die beiden Lagerarbeiter Wilburn & Billy? Sie hatten wohl zwei der besten Arbeitsplätze der Welt, denn sie waren Lagerarbeiter bei Jack Daniels. Man sah die beiden früher fast täglich, sie rollten ein bis zwei Fässer von ihrem Tennessee Whiskey ins Lager, setzten sich dann auf zwei alte Stühle, nutzten ein anderes Fass als Tisch und spielten erst einmal eine Runde Dame, denn sie hatten "...sehr viel Zeit. Das hatte seinen Grund, denn Jack Daniels reifen zu lassen, verlangt viel Geduld und dauert Jahre..."

Nun, es dürfte eigentlich klar sein, das war Werbung, die in den 80er und 90er Jahren im deutschen Fernsehen lief. So wurde Whisky verkauft, schön beschaulich, heile Welt eben und auch heute noch werden viel romantische, oder auch skurrile Geschichten von den Destillen gepflegt. Geändert hat sich hier nicht viel, "80% sind Marketing", sagte mir einmal ein Kenner der Scene und nach aussen hin sieht alles noch sehr romantisch verklärt aus.

In Wirklichkeit bin ich der Meinung, dass es ein knallhartes Geschäft ist und wahrscheinlich immer auch schon war. Da ist keine Zeit für Romantik, hier geht es um fressen oder gefressen werden und schon lange haben sich die grössten Konzerne die feinsten Destillen in ihr Portfolio gepackt.

Aber es brodelt nicht nur bei den Grossen in Schottland, wo man eher den Aktionären als den Mitarbeitern verpflichtet ist, selbst hier in der Schweiz gönnt man sich noch nicht einmal den Dreck unter den Fingernägeln. Da wollte uns eine Brauerei vor einiger Zeit den Namen "Swiss Highland" untersagen, anstatt sich lieber auf ihr wirklich gelungenes Produkt zu  konzentrieren und jetzt? Jetzt, wie mir zu Ohren kam, versucht eine Whiskyship Genossenschaft einigen quirligen Unternehmern das Geschäft zu vermiesen, in dem man ihnen, für eine wahrscheinliche Copyright Verletzung von ein paar Fotos, eine fünfstellige  Geldsumme abverlangt. "Abmahnung" heisst heute das Zauberwort, mit dem sich heute auch gutes Geld verdienen lässt. Bleibt für mich nur zu hoffen, sofern die beteiligten Unternehmen zur Zahlung verdonnert werden,  dass auch die einzelnen Teilhaber der Genossenschaft etwas von diesem Geld haben, denn wie sagte doch ein Teilnehmer eines Schweizer Whiskyforums zur Übernahme des Whiskyship Zürich durch einen neuen Veranstalter:

"Bin gerade aus Schottland zurück und nehme die Nachricht mit gemischten Gefühlen entgegen da ich als Whiskyship Genossenschafter von unserem Präsidenten noch keine Informationen weder per E-Mail noch per Post zugestellt bekommen habe."

Habe den alten Fernsehspot bei Youtube wieder gefunden, es ist der zweite Spot! http://www.youtube.com/watch?v=aQ-Y0wNnXbM